Antonia Rau, 87, ist einsam. Still, ganz still ist es in ihrer Moabiter Wohnung. „Ich weine oft, wenn ich allein bin“, sagt sie, mit einem fast mädchenhaften Lächeln. Oft rast das Herz, setzt für Sekunden ganz aus. „So, das war es“, denkt sie dann. Aber geht das Leben doch noch einmal weiter. Die alte Frau ist wie verwandelt, als Werner Jahnke vorsichtig anfragt, ob sie „wieder mitmachen“ will. Ein Kleid soll sie tragen, das in der Modeklasse von Vivienne Westwood entstanden ist. Werner Jahnke ist der Leiter ihrer Pflegestation und es ist nicht das erste Projekt dieser Art. Antonia sagt erst „In meinem Alter!?“, und ist dann doch begeistert: „Vivienne Westwood – kenne ich, da muß man nur sehen, welches Kleid zu welcher Frau paßt. Ich meine nicht jede Frau kann alles tragen.“ 

Für die jungen Modeschöpfer ist es ein Schritt ins wirkliche Leben. Bisher haben sie nur für Schneiderpuppen und blutjunge Models mit Größe 36 gearbeitet. 

Der Film begleitet die ungewöhnliche Begegnung von Alt und Jung von der ersten Annäherung bis zum gemeinsamen Posieren für ein Kalender-shooting mit der Modefotografin Ester Haase, die sonst für „Vogue“, „Elle“ oder den „Stern“ arbeitet. Sie fordert ihre alten Models auf professionellem Niveau. Da findet sich Antonia wie Alice im Wunderland wieder, mit dem Hasen auf dem Arm und Paul Kukuk hat die Rock’n Roll-Gitarre fest im Griff. Das Shooting ist anstrengend, aber der Spaß an der Sache steht ihnen im Gesicht geschrieben. Es sind witzige, geistvolle, manchmal auch skurrile Situationen, die die alten Menschen bewußt genießen. Im Kontrast dazu läßt der Film die Einsamkeit des Alters berührend erleben und den tiefen Wunsch, auch an seinem Ende das Leben nicht nur zu fristen, sondern „lebendig“ zu sein.

Ein Film aus der Reihe 37° / ZDF 

AVE / DIE ZEIT TV

Autorin: Beate Fichtner-Neumann, Kamera Volker Langhoff, Schnitt: Matthias Paduch